Stuttgarter Messeherbst mit einem zweifachen kulinarischen Abschluss und fehlender Wellness.
Messe auf Schwäbisch – Silke unterwegs im Ländle.
Mitte des Jahres wurde ich als Blogger zum Stuttgarter Messeherbst eingeladen. Juchuuu endlich geht´s wieder los, war mein erster Gedanke. Aus der Vergangenheit sind mir viele schöne Erinnerungen geblieben. Mit tollen Ausstellern und einem organisierten Blogger-Treffen das seines Gleichen sucht.
Mit „Messe Stuttgart auf schwäbisch“ ist nicht die nachgesagte Geizigkeit der Schwaben gemeint, sondern die Widersprüche die man erlebt sollte man versuchen die Menschen in der Region um Stuttgart nach ihrem Mythos einzuordnen. So war für uns auch der diesjährige Stuttgarter Messeherbst voller Widersprüche. Uns, das sind liebe Freunde die meinem Mann und mich dieses mal begleitet haben.
Hätten wir erwartet, daß die Messe ist wie in den vergangenen Jahren, wären wir enttäuscht worden. Aber so waren die Themen und Aussteller einfach nur widersprüchlich für mich. Ausgangspunkt war für uns die Messe „veggie & frei von“ für die wir auch geworben und Tagestickets auf diesem Blog verlost haben. Die Ausstellung war in der Halle 3 auf dem Messegelände untergebracht und nur zur Hälfte gefüllt mit Ausstellern. Die Messestände bestanden überwiegend aus Anbietern für vegetarische und- oder Glutenfreien Fertigprodukte.
Ein kleinerer Teil der Aussteller bot warme vegetarische, vegane und oder Glutenfreie Speisen zum Verzehr an. War ich in den vergangenen Jahren gewohnt, daß regionale Anbieter und kleine Manufakturen mir jede Menge Inspirationen und Ideen für Rezepte und Beiträge auf diesem Blog geliefert haben, so war ich nach einer halben Stunde mit der Halle fertig.
Nicht nur fertig sondern einfach konsterniert. Ich möchte das Angebot und die Aussteller nicht bewerten. Der Widerspruch ist für mich, daß auf der Messe auch Vorträge für eine vegetarische und vegane oder Glutenfreie Ernährung stattfanden. Das Messe Angebot bestand jedoch vorwiegend nur aus Fertigprodukten. Eine bewusste Ernährung beginnt für mich mit dem Wissen über Lebensmittel, die man zu sich nimmt. Wie man die Zutaten am besten einsetzt, kombiniert und möglichst frisch zubereitet.
Selbst kochen und backen. Darauf sollen auch mein beiden Blogs immer wieder Lust machen. In meinem zweiten Blog Andersbacken.de versuche ich so viel wie möglich glutenfreie Rezepte zusammen zu tragen.
Die restliche Hallen mit den Ausstellungen „Familie und Heim“, „Animal“, „Kreativ“und der „eat & style“ erinnerten mich an eine große Verbrauchermesse, die in Mannheim immer Ende April stattgefunden hat. Das größte erkennbare Interesse der Besucher und damit die längste Warteschlange, war bei einem Wiener Waffelhersteller zu finden.

Die Reise geht weiter – Burghotel Staufeneck
Was wird den Schwaben nicht alles nachgesagt: Geizig seien sie, verdruckt, maulfaul, putzwütig und kulinarisch einfallslos. Doch das ist nur die halbe Wahrheit – wenn überhaupt. Denn wer will findet immer auch überzeugende Gegenbeispiele. (Quelle: Stuttgarter Zeitung).
Verdruckt oder Mundfaul – das war des öfteren die Frage.
Silke unterwegs im Ländle- So haben wir im Vorfeld eine kleine Auszeit gebucht die uns an zwei Abenden in die schwäbische Kulinarik entführen sollte. Sozusagen auf den Spuren der Herrschaft von Staufeneck, haben wir uns im Burghotel Staufeneck einquartiert. Nur rund eine Stunde von Stuttgart entfernt, Richtung Göppingen liegt die kleine Gemeinde Salach. Vorweg genommen ein wunderbares Hotel mit netten Menschen und viel Ruhe. Eine Auszeit ist immer Willkommen, besonders dann wenn man sie gerade am nötigsten hat. So drängte sich uns das Arrangement für Genießer direkt auf. Dazu die Vorstellung den Tag im Hotel eigenen Wellnessbereich zu verbringen.
Aber daraus wurde so oder so leider nichts. Im Verhältnis zu anderen Hotels war der Wellnessbereich nicht besonders groß. Es gab zwei Schwitzbäder, eine Aroma-Grotte und ein Dampfbad. Vorgeschrieben war im aktuellen Hygiene Konzept Ende 2021, daß sich maximal ein „Hotelzimmer“ in einem der Räume aufhalten durfte. Die meisten Kurzurlauber sind aber von Freitag bis Sonntag im Hotel und so hatten wir die Hoffnung uns am Sonntag ganz alleine ausbreiten zu dürfen.

Daraus wurde auch nichts. Die Sauna blieb kalt, aber nicht weil die Schwaben geizig sind. Ein technischer Defekt verhinderte das aufheizen der einzelnen Räume. Das Wasser im Infinity Pool war uns ohne vorherigen Sauna-Besuch dann auch zu kalt, genauso wie der Spaziergang der sich bei dichtem Nebel nicht so wirklich anbot. Wir haben uns dann damit begnügt den Tag im Hotel und Hotelzimmer zu verbringen. Immer bewaffnet mit einem Blatt Papier und etwas zu schreiben. Schließlich mussten neue Ideen für den Blog her.
In der Lobby wurde uns am Nachmittag eine Tasse Tee und ein kleines Stück Kirschkuchen angeboten. Diese einzelne Tasse Tee, die mein Mann dankend angenommen hatte, wurde uns bei der Abreise mit 6 Euro in Rechnung gestellt. Etwas verblüfft waren wir schon. Im gesamten Umfeld der Tasse Tee war kein Hinweis für den Preis des Heißgetränks zu finden.
Wenn man ein Arrangement gebucht hat, denkt man nicht weiter darüber nach wenn man nach der Zimmernummer gefragt wird. Eine Unterschrift hingegen hat man von uns für die Tasse Tee nicht verlangt. Hatte sich der Schwabe in der Rechnung verdruckt? Wohl nicht, eher „Mundfaul“ war die Lösung!
Frühstücken – solche Brezeln bekommst du nur im Schwabenländle
Das Frühstück im Restaurant „oifach andersch“, das sei im besonderen erwähnt wird bei der Anreise mit einer Wunschliste vorbereitet. In der Liste ist das Angebot aufgeführt daß einem am Büffet erwartet. Mit dem einfachen ankreuzen der bevorzugten Köstlichkeiten, legt man sich nicht unbedingt fest sondern kann beim Frühstück frei wählen.
Für den Frühstücksbetrieb hat das aber mehrere Vorteile. Zum einen ist man nachhaltiger in dem man gezielt die Menge an Angebot für das Frühstück vorbereiten kann. Zum anderen werden genau die Kombinationen in kleinen Portionen vorbereitet und auf dem Buffet bereit gestellt, die man sich gewünscht hat. So hatte ich selbst nie das Gefühl mir zu viel auf den Teller geladen zu haben und war mehr als zufrieden mit der portionierten Menge. Natürlich ist man frei in der Wahl der Getränke und angebotenen Eierspeisen.

Wir empfehlen jedem die Brezeln ganz dick auf der Wunschliste anzukreuzen. Die besten die ich seit meiner Kindheit gegessen habe oder damals noch als Laugenbrezeln gekannt habe. Super dick und fluffig am Rand und knusprig dünn in der Mitte.
Was ist jetzt eigentlich „verdruckt“?
Der erste Morgen auf unserer Tour-Silke unterwegs im Ländle.
Der Weg über eine Holzbrücke und Treppe zum Frühstück, entpuppte sich als überraschend rutschig. Das Metall Geländer hatten wir aber nicht vor anzufassen, weil es dick mit Eiskristallen belegt war. Auch hier zeigte sich der Schwabe wieder besonders mundfaul und auf keinen Fall putzwütig. Denn gegen 9 Uhr morgens hätte ich mir wenigstens einen Hinweis auf die Rutschgefahr und einen enteisten Handlauf gewünscht.
Was jetzt im schwäbischen wohl wirklich verdruckt bedeutet, erlebten wir an der Rezeption des Burghotels. Dort war die rutschige Treppe bereits bekannt und führt zu einem fast gelangweilten abwinken. Die Menschen in der Region östlich von Stuttgart scheinen demnach von klein auf an die Wirkung von Nässe in Kombination mit Kälte gewohnt zu sein und können die immer wieder gleichen Anliegen der bunt gemischten Burgklientel nicht ganz nachvollziehen.
Der technische Defekt der zum Totalausfall unseres Wellness Sonntags führte, wurde am späten Nachmittag vom Rezeptionist versuchsweise verdruckt? Er bot uns beiden jeweils einen Aperitif aufs Haus an. Immerhin! Wenn ein Tee schon 6 Euro kostet …

Bodenständig und saulecker! „oifach andersch“
Ich hatte telefonisch ein Arrangement gebucht, daß sich so nicht im Angebot finden lässt aber sicher für jeden ebenso buchbar ist. Es gibt in der Burg Staufeneck gleich zwei ausgezeichnete Restaurants. Das Burgrestaurant „oifach andersch„, in dem auch das Frühstück für die Hotelgäste bereit gestellt wird. Das zweite ist im Hotel selbst, das Gourmetrestaurant „fine dining RS“ mit den Spitzenköchen Rolf Straubinger und Markus Waibel.

Den ersten Abend, auf unserer Tour Silke unterwegs im Ländle, haben wir bei einem 4 Gänge Menü im „oifach andersch“ verbracht. Es war für uns das bisher Beste und intensivste was wir an Geschmack und Aromenspiel erleben durften. Es waren so viele nachvollziehbare Kombinationen auf dem Teller. Jedesmal ein Genuss der mit auf das besagte Stück Papier muss. Die Kreativität auf der Speisekarte, angefangen vom Aperitif mit Thymian über die berühmte Bouillaibaisse bis zum Dessert, ließ unsere beiden Hobbykoch-Herzen höher schlagen. Der Service war für uns ebenfalls herausragend. Unseren Wunsch nach einem anderen Tisch, weiter weg von einer großen Gruppe kam man mit einem Lächeln nach. Zwischen den Gängen hat man sehr aufmerksam darauf geachtet, wann wir bereit für den nächsten Gang waren. Dabei haben wir aber auch nie zu lange auf die nächste Köstlichkeit gewartet. Das Gericht wurde jeweils vorgestellt und auf Nachfrage bekam man eine kompetente Antwort. Alles war so wie man sich es für einen perfekten Abend zu zweit nur wünschen kann.

Gourmetküche – fine Dining RS. Silke unterwegs
Der zweite Abend nach dem doch sehr kühlen Saunabesuch mit einem sehr teurem Tee, war im Hoteleigenen Restaurant, dem „fine dining RS“. Der Abend bestand aus einem 6 Gang Menü, mit zusätzlich drei Grüßen aus der Küche. Daraus wurde ein vierstündiger Aufenthalt im Restaurant. Zugegeben war das jetzt bestimmt keine schwäbische Kulinarik die uns da geboten wurde. Handwerklich waren die Gerichte mit einer Präzision und Hingabe gefertigt wie wir sie beide noch nicht selbst erlebt hatten.

Es waren für uns ganz viele neue Produkte und damit auch Geschmäcker dabei, die wir nicht unbedingt erkennen konnten aber auch für die Zukunft nicht favorisieren werden. Begleitet wurde das Menü von einem eigenen Sommelier, der eine Weinbegleitung anbot. Wer jetzt glaubt daß an diesem Ort nur Menschen speisen die sich über einen Tee für 6 Euro im nach hinein nicht wundern, der hätte die Gesichter am nächsten Tag bei der Abreise erleben sollen als sie die Weinbegelitung begleichen durften. Als einem anderen Restaurantbesucher vom Nachbartisch des „fine dining RS“, die Rechnung für die Weinbegleitung in der Höhe einer Übernachtung für ein Deluxe Doppelzimmer präsentiert wurde, entgleisten ihm die Gesichtszüge deutlich.

Auch hier war der Schwabe gegenüber seinen Gästen wieder gewohnt mundfaul. Wir trinken in der Regel gerne ein Glas Wein zum Essen. Auch bei uns blieb es nicht dabei. So schnell wie der Wein nachgeschenkt wurde, war es dann am Ende eine Flasche Spätburgunder. Gemeinsam mit dem Aperitif waren wir bei der Abrechnung für die Getränke auf dem eineinhalbfachen Niveau vom Vorabend.
Das Restaurant war mit 6 Tischen zwischen 2 und 5 Personen voll besetzt. Jeder Tisch hatte wohl wie wir das 6-Gang Menü gewählt. Zu jedem Gang und Gruß aus der Küche bekommt man die einzelnen Kreationen und Zutaten auf dem Teller vorgestellt. Serviert wurde an den Tischen immer in gleicher Reihenfolge. Immer dann wenn der letzte Menü-Gang an allen Tischen abgeräumt war wurde neu eingedeckt.

Es ist nachvollziehbar, daß fünf Personen an einem Tisch beim speisen bei weitem nicht so schnell sind wie zwei. Schließlich haben sich fünf auch mehr zu erzählen als zwei. So dauerte jede Pause zum nächsten Gericht auch immer so lange, bis die größte Gruppe ihren Gang beendet hatte.Irgendwie war mir den ganzen Abend kalt, ohne dabei zu frösteln. Das mag an der Einrichtung oder an der großen Fensterfront gelegen haben an dem unser Tisch stand. Die vier Stunden waren am Ende einfach nur furchtbar lang.
Wir haben den letzen Gruß aus der Küche dann verpasst und damit auch die Chance unsere Getränke Rechnung weiter in die Höhe zu treiben. Hätten wir die Wahl würden wir die bodenständige Variante im „oifach andersch“ dem „fine dinig RS jederzeit vorziehen. Das ist jetzt aber nicht fair und soll auch keine Wertung sein. Vielleicht sind wir zufriedener mit dem was wir kennen und können es in einer anderen Atmosphäre auch mehr genießen.
Mein Fazit– Silke unterwegs
Wir freuen uns im kommenden Frühjahr 2022 auf die Frühlingsmesse in Stuttgart mit der „Slow Food“. Hoffentlich mit mehr regionalem Handwerk und viel mehr Menschen und Bloggern. Das Burghotel Staufeneck möchten wir uneingeschränkt weiter empfehlen. Wer bis hier hin gelesen hat bekommt dafür auch noch einen heißen Tipp: Es wird bis April 2022 ein größerer Saunabereich entstehen. Die Zimmer werden bis dahin auch nach und nach komplett renoviert. Wer also Lust hat dort zu buchen wird im April noch bessere Verhältnisse vorfinden. Mit den Änderungen wird aber auch eine Preiserhöhung einhergehen. Wer also noch vorher bucht bekommt die gleiche Leistung im nächsten Jahr zum Preis von diesem Jahr. Was dann allerdings eine Tasse Tee kosten wird, behält der Schwabe lieber für sich.
Nachtrag Dezember 2021 – Entäuschend!
Silke unterwegs – Meine Erfahrungen im Burghotel haben mir einfach keine Ruhe gelassen und ich habe mich entschieden einen Brief an die Geschäftsleitung zu verfassen. Habe darin die gleichen Erlebnisse aufgeführt und um Stellungnahme gebeten. Die Antwort kam in noch vertretbarer Zeit. Anstelle auf meine Kritik einzugehen, hat man mir nur geantwortet, daß man die einzelnen Punkte in der Teamsitzung angesprochen hat. Ergebnis offen!
Zur fehlenden Wellness hat man uns vorgeschlagen, in Zukunft alternativ einen Ausflug in die Umgebung, an diesem verregneten kalten Tagen unseres Aufenthalts zu machen. Kein Wort zu der rutschigen Brücke, zu dem teuren Tee und den weiteren Verfehlungen des Managements im Burghotel Staufeneck.
Ist das Burghotel Staufeneck empfehlenswert?
Meine uneingeschränkte Empfehlung für das Burghotel Staufeneck ziehe ich hiermit zurück und empfehle dem Management einen Kurs in Kundenorientierung. Für das Restaurant „oifach andersch“ und „fine Dining RS“ bleibt alles wie geschrieben.